Die Strahlentherapie (Bestrahlung) ist neben der Operation eine der zentralen Säulen der Hirntumor-Behandlung. Hierbei werden hochenergetische Strahlen gezielt auf den Tumor gerichtet, um die Tumorzellen zu schädigen und am Wachstum zu hindern. Oft kommt Bestrahlung ergänzend nach einer Operation zum Einsatz, um verbleibende Tumorreste abzutöten. Bei inoperablen Tumoren kann die Strahlentherapie sogar die Hauptbehandlung sein.
Wirkung: Die Bestrahlung kann das Tumorwachstum verlangsamen und so wertvolle Zeit gewinnen. Gerade bei bösartigen Hirntumoren wie dem Glioblastom wird durch die Kombination aus Operation, Bestrahlung und Chemotherapie eine Verlängerung der Überlebenszeit erreicht. Zwar kann auch diese sogenannte Radiochemotherapie (noch) keine Heilung garantieren, aber sie kann die Lebenserwartung deutlich erhöhen und vielen Patientinnen und Patienten einige zusätzliche Monate bis Jahre schenken – häufig bei gleichzeitig verbesserter Lebensqualität, da Symptome gelindert werden.
Moderne Techniken: In den letzten Jahren hat sich viel getan. Die Hochpräzisionsbestrahlung ermöglicht eine millimetergenaue Therapie. Dadurch kann unter anderem auch die Bestrahlung von Hirnmetastasen heute in vielen Fällen ähnlich effektiv sein wie eine Operation, jedoch ohne Öffnung des Schädels und mit geringerem Risiko.
Nebenwirkungen und Belastung: Eine Bestrahlungsserie erstreckt sich meist über mehrere Wochen mit kurzen täglichen Sitzungen. Häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, vorübergehender Haarausfall im Bestrahlungsgebiet und Hautreizungen. Dank verbesserter Techniken werden umliegendes gesundes Gehirngewebe und wichtige Strukturen jedoch maximal geschont.
Hinweis: Bei der Frage nach der Lebenserwartung bei einer Hirntumor-Bestrahlung spielen viele individuelle Faktoren eine Rolle. Allgemein lässt sich aber sagen, dass die Strahlentherapie – gerade in Kombination mit anderen Verfahren – eine der effektivsten Maßnahmen ist, um die Überlebenszeit bei bösartigen Hirntumoren zu verlängern.
Die Chemotherapie setzt spezielle Medikamente (Zytostatika) ein, um Tumorzellen im gesamten Körper abzutöten oder an der Teilung zu hindern. Bei Hirntumoren stellt die Chemotherapie vor allem bei malignen (bösartigen) Tumoren einen wichtigen Bestandteil des Behandlungskonzepts dar. Meist findet die Chemotherapie bei Hirntumoren begleitend zur Bestrahlung oder danach als Erhaltungstherapie statt.
Standard bei Glioblastom: Das Glioblastom (WHO-Grad 4), der häufigste bösartige Hirntumor im Erwachsenenalter, wird in der Regel mit dem Chemotherapeutikum Temozolomid behandelt. Dieses Medikament wirkt direkt im Gehirn. In Kombination mit Strahlentherapie hat Temozolomid nachweislich die Prognose verbessert: Selbst älteren Patientinnen und Patienten bringt diese Kombination einen Überlebensvorteil.
Chemotherapie bei anderen Hirntumoren: Nicht alle Hirntumore sprechen gleich gut auf Chemotherapie an. Bei einigen niedriggradigen Tumoren oder speziellen Tumorarten (etwa bestimmten kindlichen Hirntumoren, Lymphomen des Gehirns oder Oligodendrogliomen) kommen andere Chemotherapeutika bzw. Kombinationen oder zielgerichtete Therapien zum Einsatz. Auch Hirnmetastasen werden oft mit medikamentösen Therapien behandelt, die auf den Primärtumor abgestimmt sind – zum Beispiel hormonelle Therapien bei Brustkrebs oder neue zielgerichtete Medikamente bei Lungenkrebs. Unser Team der Neuroonkologie bezieht immer die gesamte Erkrankungssituation in die Therapieplanung ein.