Was unterscheidet die Sinusvenenthrombose von der „klassischen“ Thrombose?

Im Rahmen der Corona-Pandemie drängte sich bei vielen Menschen verstärkt die Frage auf, ob eine Sinusvenenthrombose (Verstopfung eines der großen venösen Blutgefäße im Gehirn) mit einer „klassischen“ Thrombose zu vergleichen ist. Also lässt sich die Thrombose z.B. in einem Bein mit der einer Sinusvenenthrombose vergleichen? Und welchen Zusammenhang gibt es zur Impfung mit Vaxzevria, dem Impfstoff von AstraZeneca?

Eine Thrombose, abgeleitet von dem Begriff des „Thrombus“, beschreibt zunächst den Zustand eines Blutgerinnsels, welches aus unterschiedlichen Gründen in einem Gefäß des Körpers entstanden ist. So kommt ein Thrombus nicht nur in Venen vor, sondern auch in Arterien. Die daraus resultierenden möglichen Folgen sind dementsprechend verschieden.

Bei der Sinusvenenthrombose kommt es auch zu einer Verstopfung in den Venen, allerdings in den großen Venen des Gehirns (genannt Sinus oder Sinusvenen), die innerhalb der harten Hirnhaut verlaufen und das sauerstoffarme Blut zum Herzen transportieren. Kommt es bei einer Thrombose zu einem Stau des Blutes, so steigt der Druck im Gehirn an mit den Folgen der Durchblutungsstörung und des Sauerstoffmangels.

Worin liegt nun die Verbindung zum Impfstoff von AstraZeneca?

Hintergrund sind die im Rahmen der Impfung aufgetretenen Sinusvenenthrombosen. Wenngleich die genauen Prozesse im Körper noch nicht endgültig geklärt wurden, so zeigen derzeit wissenschaftliche Erkenntnisse an, dass es mutmaßlich zu einer Immunreaktion und -stimulation kommt, die dazu führt, dass die Blutplättchen (Thrombozyten) aktiviert werden und auf diese Weise zu einer gesteigerten Aggregation, also Verklumpung, führen. In Zusammenspiel mit dem Gerinnungsfaktor „Thrombin“ kommt es zu einer thrombotischen Verstopfung mit der Folge einer Abnahme der Blutplättchen (Thrombozytopenie). Der konkrete Auslöser ist allerdings noch nicht identifiziert. Dieser Pathomechanismus hat aber zunächst nichts mit dem der „klassischen“ typischen Beinvenenthrombose zu tun.

Nach derzeitigem Wissens- und Kenntnisstand liegen keine hinweisenden Sachverhalte vor, dass typische Thrombosen nach Impfung mit Vaxzevria häufiger auftreten als in der altersentsprechenden Normalbevölkerung.

Auch Menschen mit einer Thrombosevorgeschichte, mit einer genetisch bedingten Thromboseneigung, oder aber auch die Einnahme der Pille (Kontrazeption) zum Beispiel haben damit grundsätzlich kein erhöhtes Risiko für eine Sinusvenenthrombose im Rahmen der Impfung mit AstraZeneca.

Zusammenfassend: Nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand sind die im Zusammenhang mit der Impfung entstehenden, sehr selten auftretenden Veränderungen der Blutplättchen (Thrombozytopenie) auf einen immunologischen Prozess zurückzuführen. Der eigentliche Auslöser hierfür ist bislang nicht bekannt. Das in diesem Zusammenhang auftretende Krankheitsbild wird „Vaccine-induced prothrombotic immune thrombocytopenia (VIPIT)“ (Impfstoff-induzierte prothrombotische Immunthrombozytopenie) genannt.

Was kann ich tun im Verdachtsfall?

In diesem Zusammenhang ist wichtig zu nennen, dass natürlich typische Impfreaktionen am 1. oder 2. Tag auftreten können (typischerweise Gelenk-/Muskel- /Kopfschmerzen). In der Regel ist dies unbedenklich. Sollten die Beschwerden darüberhinaus anhalten (4.-16. Tag) oder neu auftreten (neurologische Symptome wie z.B. Schwindel/Kopfschmerz, verbunden mit Übelkeit/Erbrechen, Sehstörungen oder aber auch Symptome wie Luftnot, Schmerzen im Brustkorb/Bauch), so bedarf es einer direkten weiteren ärztlichen Abklärung.

Diagnostische Möglichkeiten neben der Bestimmung bestimmter Blutwerte sind bildgebende Verfahren zum direkten Nachweis bzw. Ausschluss einer Sinusvenenthrombose. Mittels strahlungsfreier Magnetresonanztomographie (MRT) kann mit Hilfe der Phasenkontrast-Angiographie (PCA) eine Sinusvenenthrombose in ca. 30 Minuten ausgeschlossen werden.

Bei Fragen rund um das Thema Sinusvenenthrombose oder Impfreaktionen können Sie sich jederzeit an die Experten der Beta Klinik wenden. Gerne beantworten wir Ihre Fragen und unterstützen Sie mit unseren umfangreichen Diagnostikmöglichkeiten, bei einem persönlichen Termin. Sende Sie uns hierzu einfach eine Terminanfrage.