Polyneuropathie – Ursachen, Diagnose, Behandlung

Beta Neurologie – Ihr Ansprechpartner in Bonn für Polyneuropathie

Bei einer Polyneuropathie sind die peripheren Nerven geschädigt. Dabei können die Nerven, die Beine und Arme versorgen, aber auch das vegetative Nervensystem, betroffen sein. Meistens treten die Symptome zunächst symmetrisch strumpfförmig an den Füßen auf, später können auch die Hände betroffen sein. Seltener findet sich ein asymmetrisches Verteilungsmuster (z.B. gleichzeitig an Oberschenkel und Hand).

Es gibt zahlreiche Ursachen für Polyneuropathien, in den Industriestatten werden jedoch knapp zwei Drittel aller Polyneuropathien durch die Folgen von Diabetes (ca. 30%) und chronischem Alkoholmissbrauch (ca. 25%) verursacht.

Lesen Sie hier mehr über Symptome, Ursachen, Diagnose und Behandlung der Polyneuropathie.

Polyneuropathie: Symptome

Zu den häufigsten Symptomen gehören symmetrische strumpfförmige Gefühlsstörungen an den Füßen, wie z.B. Taubheitsgefühle, Kribbeln bzw. ein Gefühl wie Ameisen unter der Haut aber auch unangenehmes Brennen/Stechen/Schmerzen. Darüber hinaus kann es zu einer Gangunsicherheit, motorischen Ausfällen und in der Folge zu Stürzen kommen.

Auch das vegetative Nervensystem kann betroffen sein. Dies äußert sich z.B. in Verdauungsstörungen, Blasenentleerungsstörungen und Störung der Blutdruckregulation.

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Machen Sie jetzt mit ein paar einfachen Fragen einen Selbstest auf Anzeichen einer Polyneuropathie.

tolle beine

Kribbelnde Beine und das Gefühl von eigeschlafenen Füßen sind typisch für Polyneuropathie.

Schnelltest: Leide ich unter einer Polyneuropathie?

1. Ich habe häufig ein taubes, pelziges oder kribbelndes Gefühl an meinen Füßen oder Händen.

2. Meine Füße brennen und schmerzen häufig.

3. Ich merke oft nicht, ob meine Füße warm oder kalt sind.

4. Ich wache oft nachts wegen Wadenkrämpfen auf.

5. Ich habe Gleichgewichtsprobleme beim Gehen, insbesondere in der Dunkelheit.

6. Ich habe Probleme beim Abrollen der Füße und mein Gangbild hat sich verändert.

7. Meine Handschrift hat sich verändert und das Knöpfen von Hemd oder Bluse fällt mir schwer.

8. Ich leide an Diabetes.

9. Ich trinke täglich Alkohol.

Sie können mehrere Frage mit “Ja” beantworten? Dann empfiehlt sich ein Termin in unserer Neurologie zur Abklärung einer Polyneuropathie.

Polyneuropathie: Ursachen

Es gibt über 200 verschiedene Ursachen für Polyneuropathie. Dabei stehen Diabetes mellitus und chronischer Alkoholkonsum mit zusammen über 50% an erster Stelle.

Diabetische Polyneuropathie

Schätzungsweise erkrankt jeder zweite Diabetiker während seines Lebens an einer diabetischen Polyneuropathie. Erhöhte Blutzuckerwerte spielen dabei wahrscheinlich eine wesentliche Rolle. Hierfür spricht, dass Diabetiker, die über einen längeren Zeitraum Probleme mit der Einstellung ihres Blutzuckers haben, besonders früh und schwer eine Polyneuropathie entwickeln.

Alkoholische Polyneuropathie

Bei einer alkoholischen Polyneuropathie werden die Nerven toxisch durch den Alkohol geschädigt. Daneben kann aber auch eine Mangelernährung mit Vitaminen oder eine alkoholbedingte Aufnahmestörung im Darm eine Rolle spielen.

Weitere Ursachen und Auslöser für Polyneuropathie

  • toxische Nebenwirkungen von Medikamenten, z.B. bei Chemotherapie bei Krebs
  • Schwere Grunderkrankungen (z.B. Leberzirrhose, Niereninsuffizienz, Tumorerkrankungen)
  • Autoimmunerkrankungen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom, Vaskulitis)
  • Infektionen (z.B. Borreliose, HIV)
  • Vergiftungen (z.B. Schwermetalle, Arsen)
  • Vitaminmangel (z.B. Vitamin B12), Vitaminüberdosierung
  • Schwere Krankheit mit längerer Therapie auf Intensivstation (Critical-Illness-Polyneuropathie)

Box: Was kann ich selbst tun?

Polyneuropathie: Diagnostik

Zunächst erfolgt eine ausführliche neurologische Untersuchung. Hier wird unter anderem durch verschiedene Tests die Sensibilität, die Muskelkraft, die Muskelreflexe und das Gangbild untersucht.

Zur Diagnosesicherung einer Polyneuropathie wird eine elektrophysische Untersuchung durchgeführt. Dabei wird in der Regel eine sensible und motorische Neurografie (Untersuchung der elektrischen Aktivität der Nerven) und eine Elektromyografie (Untersuchung der elektrischen Aktivität der Muskeln) angewandt.

Nach Diagnosesicherung können je nach Bedarf zur Ursachenabklärung weitere Untersuchungen durchgeführt werden:

Hierzu gehören z.B.

  • Analyse von Blutwerten und Urinparametern
  • Liquordiagnostik (Lumbalpunktion)
  • Nervenbiopsie
  • Hautbiopsie (bei Verdacht auf Small Fiber Neuropathie)
  • genetische Untersuchungen

Polyneuropathie: Behandlung

 

Ursachen behandeln

Sofern bekannt sollte als erstes die Ursache der Polyneuropathie behandelt werden, um eine weitere Schädigung der Nerven zu vermeiden. Bei Diabetes bedeutet dies z.B. eine optimale Blutzuckereinstellung. Ist die Polyneuropathie durch übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst, muss Alkohohol konsequent gemieden werden. Bei autoimmunen Polyneuropathien (Autoimmunerkrankungen wie z.B. Guillain-Barré-Syndrom, Vaskulitis) erfolgt die Therapie z.B. mit Kortison, Immunglobulinen oder Immunsupressiven Medikamenten.

Liegt ein Vitaminmangel vor, z.B. Vitamin B12, erfolgt eine Vitamin Supplementation.

Das primäre Ziel bei der Ursachenbekämpfung ist es das weitere Fortschreiten der Polyneuropathie zu vermeiden, gegebenfalls ist auch eine Verbesserung der Symptome möglich, insbesondere wenn die Behandlung der Polyneuroathie früh erfolgt.

Bei unklarer Ursache oder genetischen Erkrankungen besteht heutzutage leider noch keine causale Therapiemöglichkeit.

Medikamentöse Behandlung von Schmerzen

Schmerzen oder unangenehme Missempfindungen (Brennen, Stechen, Schmerzen) die durch die Polyneuropathie auftreten, können durch Medikamente gelindert werden. Dabei werden Medikamente, die die Übererregtheit von geschädigten Nervenfasern dämpfen, z.B. Antidepressiva oder Antiepileptika, eingesetzt, da herkömmliche Schmerzmedikamente wie Ibuprofen keine Wirkung haben.

Wichtig ist im Vorfeld die Vor- und Nachteile einer medikamentösen Therapie und Erfolgsaussichten zu besprechen. In der Regel ist eine dauerhafte Medikamenteneinnahme notwendig und die Symptome lassen sich oft nur lindern und nicht ganz beheben.

Nicht schmerzhafte Sensibilitätsstörungen wie z.B. Taubheitsgefühle werden durch diese Medikamente nicht gebessert.

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