MR-Mammographie – Brustkrebsvorsorge mit der Magnetresonanztomographie
Das Mammacarzinom ist eine der häufigsten bösartigen Krebserkrankungen der Frauen in Deutschland (46.000 Neuerkrankungen pro Jahr). Daraus ergibt sich ein Lebenszeitrisiko von 12 % bei nicht vorbelasteten Frauen und von 80 % bei Hochrisiko-Patientinnen. 70 % aller Carcinome treten bei Patientinnen ohne bekannte Risikofaktoren auf. Die tumorbedingte Sterblichkeitsrate liegt bei 40 %.
Immer mehr Brustkrebsspezialisten bevorzugen inzwischen die Magnet-Resonanz-Tomographie der Brust (sog. MR-Mammographie), die Brustkrebsherde früher und zuverlässiger nachweisen kann als die klassische konventionelle Röntgen-Mammographie. Die MRT-Mammographie bildet die Brust mehrdimensional ab, ist strahlungsfrei und vermeidet die Kompression der Brust (die beim Röntgen erforderlich ist und von vielen Frauen als sehr unangenehm empfunden wird).
Während mit der klassischen Röntgen-Mammographie je nach Dichte des Brustgewebes nur 20 bis 80 % aller Brustkrebsbefunde entdeckt werden können, weist die MRT-Mammographie 80 bis 90 % aller Krebsherde nach – unabhängig von der Struktur des Brustgewebes. Zum Vergleich dazu hat die manuelle Untersuchung der Brust hat nur eine Sensitivität (Erkennungsempfindlichkeit) von 50 % und eine noch geringere Spezifität (Treffsicherheit der Befunderkennung). Selbstuntersuchungen (eigenes Abtasten) erhöhen die Biopsierate aber nicht die Sensitivität. Die klassische Mammographie mit Röntgen hat eine bemerkenswert schlechte Sensitivität insbesondere für Vorläufer des Krebses (hochgradige duktale in situ Carzinome (DCIS)), die nicht über 54 % hinaus kommt, da ein großer Teil keine Mikroverkalkungen zeigt. Insgesamt liegt die Sensitivität der konventionellen Mammographie nur bei 28 bis maximal 41 % bei einer Spezifität von 98 %. Fast 60 % entgehen somit der Diagnostik und von den 41 % entdeckten Tumoren handelt es sich in 98 % um im Durchschnitt größere Carzinome. Das so genannte Intervall-Karzinom ist meist ein nicht erkennbares in der vorausgegangenen Röntgenmammografie.
Auch können mit der MR-Mammographie die häufigen „falsch positiven“ Befunde der Röntgen-Mammographie reduziert werden: dies sind meist Herde mit Mikroverkalkungen oder Überlagerungen, die verdächtig erscheinen und deshalb eine Gewebeentnahme nach sich ziehen, sich aber letztendlich als gutartig herausstellen. Auf der anderen Seite zeigen 30 bis 40 % aller invasiven Carzinome Mikroverkalkungen. Eine sichere Einordung ob gut oder böse ist mit der Röntgenmammografie nicht möglich. Durch Einbindung von Ultraschall lässt sich die Sensitivität erhöhen, auf ca 50 %. Die MRT hat hingegen eine Sensitivität von über 80% und eine Spezifität von ca 90 %. Sie kann Tumore nachweisen, die im Röntgen nicht zu sehen sind.
Diese Zahlen und weitere aktuelle Studien zeigen, dass die MR-Mammographie Brustkrebs also nicht nur sicherer nachweisen kann als die Röntgen-Mammographie, sondern auch früher. Auch gutartige Vorläufer des invasiven Carzinoms können mit der MR-Mammographie bereits nachgewiesen werden – im Gegensatz zur Röntgen-Mammographie, die wie dargestellt primär nur geeignet ist, bereits invasive Carzinome nachzuweisen.
Bei bereits entdeckten Tumoren führt die MRM in 27,5 % zur Änderung der Behandlung, denn in 18,75 % werden weitere, kontralaterale Tumoren gefunden oder die Tumorausbreitung stellt sich anders dar und in 8,7 bis 9,7 % ändert sich der chirurgische Eingriff. Außerdem kann die MRM prämaligne atypische duktale Hyperplasien mit einer Sensitivität von 91 % erfassen gegenüber der konventionellen Mammographie mit nur 26 %.
Für Hochrisiko-Patientinnen gibt es bereits Kosten-Nutzen-Rechnungen: Würde ausschließlich die konventionelle Mammographie eingesetzt, ergäben sich Kosten pro Tumor von 11.771 €, beim Einsatz der MRT ohne Röntgen von 9.024 €.
Die MR-Mammographie kann die bisher eingesetzte Röntgen-Mammographie in fast allen Fällen ersetzen. Nur bei Frauen mit Herzschrittmachern oder anderen empfindlichen medizinischen Implantaten kann die Durchführung einer MR-Mammographie unter Umständen nicht möglich sein.