Ein Gliom wächst häufig schleichend – die Symptome entstehen durch Druck auf das umliegende Hirngewebe oder durch direkte Beeinflussung von Hirnfunktionen. Die Symptome von Gliomen sind jedoch vielfältig und hängen stark von Wachstum, Lokalisation und Größe ab.
Typische Anzeichen sind unter anderem:
- Kopfschmerzen – oft neuartig, drückend und morgens stärker spürbar
- Epileptische Anfälle
- Neurologische Ausfälle: Sehstörungen, Sprachprobleme, Lähmungserscheinungen
- Wesensveränderung: Reizbarkeit, Aggressivität, Antriebslosigkeit, Desorientierung, Ängste
- Kognitive Störungen: Konzentrations- oder Gedächtnisprobleme
- Andere Symptome: Schwindel, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Gleichgewichtsprobleme, Koordinationsstörungen.
Nicht alle Betroffenen eines Glioms zeigen alle Symptome – wichtig ist jedoch: Bei plötzlich auftretenden oder sich verschlechternden Beschwerden sollte immer eine neuroonkologische Abklärung erfolgen.
Gliome entstehen durch das unkontrollierte Wachstum von Gliazellen. Die genaue Ursache eines Glioms ist allerdings bis heute nicht abschließend geklärt, sodass diese meist unbekannt bleibt. Die meisten Gliome entstehen spontan, ohne erkennbaren Auslöser. Bei wenigen Betroffenen liegt eine genetische Prädisposition vor (z. B. Neurofibromatose Typ 1). Gliome sind in den allermeisten Fällen nicht vererbbar und nicht durch Stress, Ernährung oder Lebensstil verursacht.
Moderne Forschung zeigt: Entscheidend sind molekulare Veränderungen, die Wachstum und Therapieantwort beeinflussen. Wichtige Faktoren:
- IDH1/2-Mutation: Beeinflusst Stoffwechsel der Tumorzellen; oft bessere Prognose.
- 1p/19q-Codeletion: Typisch für Oligodendrogliome; oft bessere Therapieansprechen.
- TERT- oder EGFR-Veränderungen: Häufig bei aggressiven Glioblastomen.
- MGMT-Methylierung: Kann Chemotherapie wirksamer machen.
Die exakte Diagnose ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Gliom-Behandlung. Im Zentrum für Neuroonkologische Neurochirurgie der Beta Klinik Bonn analysieren wir nicht nur die Bildgebung, sondern auch Ihre Symptome, Ihre Vorgeschichte und mögliche molekulare Merkmale – immer mit Blick auf den bestmöglichen Therapieansatz.
Unser Team nutzt dafür modernste Verfahren wie funktionelle MRT (fMRT), CT-Perfusion, kontrastmittelverstärkte MRT (cMRT) und bei Bedarf auch FET-PET. So erkennen wir nicht nur, wo sich der Tumor befindet, sondern auch, welche Hirnfunktionen betroffen sein könnten – entscheidend etwa für die Planung einer Operation. Zusätzlich setzen wir bei der chirurgischen Planung auf spezielle Verfahren wie 5-ALA-Fluoreszenz, um auch feinste Tumorzellen sichtbar zu machen und gesundes Gewebe zu schützen, wo immer es möglich ist.
Gentests bei Gliomen
Gentests sollten bei Vorkommen eines Glioms durchgeführt werden. Sie helfen bei der Planung der Therapie und Behandlung.
- Das Tumorverhalten (Wachstum, Therapieansprechen) besser einzuschätzen.
- Therapien individuell anzupassen (z. B. IDH-mutierte Tumore oft bessere Prognose).
- Überflüssige Behandlungen zu vermeiden, wenn der Tumor weniger aggressiv ist.
Laden Sie gerne all Ihre Befunde und Dokumente in unserem Online-Portal hoch und wir vereinbaren einen Termin mit Ihnen.
Die Behandlung eines Glioms erfordert ein Therapiekonzept, das nicht nur auf medizinischen Standards basiert, sondern auf den individuellen Eigenschaften des Tumors und den Bedürfnissen der betroffenen Person. In der Beta Klinik Bonn kombinieren wir wissenschaftlich fundierte Verfahren mit hoher operativer Erfahrung und Zuwendung. Unser Ziel ist es, möglichst viel Tumorgewebe zu entfernen – ohne neurologische Funktionen zu gefährden – und das weitere Tumorwachstum gezielt zu kontrollieren. Dabei beziehen wir WHO-Grad, Tumorlage, molekulare Marker (z. B. IDH, 1p/19q, MGMT) und die persönliche Lebenssituation mit ein.
Auch bei Gliomen im Kindes- oder Jugendalter stehen wir Familien mit besonderer Sorgfalt und viel Erfahrung zur Seite – mit schonenden Diagnoseverfahren, individuell abgestimmter Therapie und enger interdisziplinärer Betreuung, die auf die besonderen Bedürfnisse junger Patientinnen und Patienten abgestimmt ist.
Die Therapie von Gliomen umfasst typischerweise eine Kombination aus:
- Neurochirurgischer Resektion
- Strahlentherapie (Radiotherapie)
- Medikamentöser Therapie (Chemotherapie, zielgerichtete Behandlungen)
Die genaue Behandlung hängt vom WHO-Grad, molekularen Markern (z.B. IDH-Mutation, 1p/19q-Codeletion) und der Tumorlage ab.
Die Operation eines Glioms im Kopf (chirurgische Resektion) ist meist der erste Therapieschritt. Ziel ist es, so viel Tumorgewebe wie möglich zu entfernen, ohne gesunde Hirnareale zu schädigen. Nicht jedes Gliom erfordert eine Wachoperation. Ob dieser Eingriff angewendet wird, hängt maßgeblich davon ab, wo der Tumor bzw. das Gliom im Gehirn liegt – insbesondere, ob sich das Gliom in der Nähe oder innerhalb von funktionskritischen Arealen befindet.
In der Beta Klinik Bonn setzen wir Wachoperationen gezielt dann ein, wenn durch die Lage des Tumors das Risiko besteht, Sprache, Bewegung oder andere zentrale Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Mithilfe der funktionellen Bildgebung (fMRT), 5-ALA-Fluoreszenz (“Tumoranfärbung”) und intraoperativer Tests prüfen wir im Vorfeld, ob eine Operation im wachen Zustand notwendig und sicher durchführbar ist. Ziel ist es, den Tumor so weit wie möglich zu entfernen, ohne lebenswichtige Funktionen zu gefährden. Mit über 1.000 erfolgreich durchgeführten Wach-OPs gehört unser Team zu den erfahrensten Neuroonkologen in Deutschland.
Strahlentherapie
Abhängig vom WHO-Grad, dem molekularen Profil des Tumors und dem individuellen Gesundheitszustand erfolgt nach der Operation oft eine Strahlen- und/oder Chemotherapie. Bei höhergradigen Gliomen (Grad 3 oder bei progressiven Grad 2) ist die Kombination beider Verfahren häufig Teil des Behandlungsplans.
Die Strahlentherapie zielt darauf ab, verbliebene Tumorzellen im Operationsgebiet zu zerstören. Die Planung erfolgt in enger Abstimmung mit unseren Fachärzten. Die Behandlung erfolgt typischerweise über mehrere Wochen in kleinen Einzeldosen (fraktionierte Radiotherapie).
Zusätzlich beraten wir Sie über zielgerichtete Therapien und prüfen, ob eine Studien-Teilnahme oder neue Therapiekonzepte in Ihrem Fall sinnvoll sein könnten.
Chemotherapie
Die Wirksamkeit der Chemotherapie hängt von molekularen Faktoren ab, insbesondere vom MGMT-Promotor-Methylierungsstatus, der die Empfindlichkeit gegenüber alkylierenden Substanzen wie TMZ vorhersagt. Folgende Möglichkeiten gibt es:
- Temozolomid (TMZ): Standard bei Glioblastomen (WHO Grad 4) und einigen Astrozytomen.
- PCV-Therapie (Procarbazin, CCNU, Vincristin): Wird vor allem bei Oligodendrogliomen (mit 1p/19q-Codeletion) eingesetzt.
- CeTeG-Protokoll (CCNU/TMZ-Kombination): Eine Alternative für MGMT-methylierten Glioblastom-Patienten, die in klinischen Studien ein verbessertes Gesamtüberleben im Vergleich zu alleiniger TMZ-Therapie zeigte.
Tumortherapiefelder (TTFields)
TTFields sind eine innovative Behandlungsmethode, die niederfrequente Wechselfelder nutzt, um die Tumorzellteilung zu stören. Heute sind sie Teil der Erstlinientherapie bei Glioblastomen, oft in Kombination mit Chemotherapie zur Verlängerung des Überlebens.
Diese nicht-invasive Methode erfordert das Tragen eines speziellen Geräts (Optune®), das kontinuierlich elektrische Felder erzeugt. Studien zeigen, dass TTFields die Lebensqualität erhalten und das progressionsfreie Überleben verbessern können.
Begleitende Behandlung
Für eine umfassende Behandlung und zur Linderung der Symptome von Gliomen im Kopf wird die Strahlentherapie durch folgende begleitende Maßnahmen ergänzt:
- Kortikosteroide (Dexamethason): Kurzfristige Anwendung zur Reduktion von Hirnödemen.
- Antiepileptika: Zur Anfallsprophylaxe.
- Physio-/Ergotherapie & psychoonkologische Betreuung: Zur Verbesserung der Lebensqualität.
Neben der medizinischen Therapie begleiten wir Sie auch psychosozial – durch Psychoonkologie, Reha-Planung, Logopädie oder spezialisierte Neurologinnen und Neurologen im Haus. Ein Gliom betrifft nicht nur das Gehirn – sondern den ganzen Menschen. Neben der körperlichen Belastung kommen oft emotionale Herausforderungen, Unsicherheiten im Alltag oder Veränderungen im Verhalten hinzu, die auch Angehörige stark belasten können.
- Unsere Psychoonkologin Prof. Dr. med. Marion Rapp unterstützt Sie und Ihre Familie dabei, mit Ängsten, Stimmungsschwankungen oder Persönlichkeitsveränderungen umzugehen.
- Wir kümmern uns um die Organisation gezielter Reha-Maßnahmen – etwa bei Sprach-, Bewegungs- oder Konzentrationsstörungen.
- Im Haus stehen Ihnen spezialisierte Fachkräfte für Neurologie zur Verfügung. Zudem ziehen wir gerne spezialisierte Logopäden und Ergotherapeuten hinzu.
- In unserem neuroonkologischen Tumorboard besprechen Experten aus Neurochirurgie, Neurologie, Radioonkologie und Pathologie jeden Fall individuell, um die beste Therapiestrategie festzulegen.