Sakrale Neuromodulation / Sakralnervenstimulation

Die sakrale Neuromodulation oder Sakralnervenstimulation stellt eine innovative Methode sowohl zur Behandlung der anorektalen Inkontinenz, einer Darmschwäche/Schließmuskelschwäche und zur Therapie der Obstipation (chronische, funktionelle Verstopfung) dar. Bei dieser Therapie (Interstim®) werden die sog. Sakralnerven, die die Funktion von Blase und Enddarm steuern, durch sanfte elektrische Impulse wieder in die richtige Balance gebracht.

Das Prinzip basiert auf der Herzschrittmacher-Therapie und besteht auch in einzelnen Komponenten aus einer seit Jahren bewährten Technologie.

Prinzip der sakralen Neuromodulation (© Medtronic)

Prinzip der sakralen Neuromodulation (© Medtronic)

Indikation sakrale Neuromodulation / Sakralnervenstimulation

Bei welchen Beschwerden kommt die sakrale Neuromodulation/Sakralnervenstimulation zum Einsatz?

Bei anorektaler Inkontinenz, Darmschwäche oder analer Schließmuskelschwäche: Hier entsteht ein besonderer Leidensdruck durch den Verlust, die Stuhlentleerung kontrollieren bzw. hinausschieben zu können.
Bei chronischer, funktioneller Verstopfung (Obstipation) oder der sog. schlaffen Blase: Bestimmte Formen chronischer Stuhlverstopfung (Obstipation) sowie Blasenentleerungsstörungen bei sog. schlaffer Blase, nicht selten auch kombinierte Beeinträchtigungen von Blasen- und Darm-Entleerungsfunktion, z. B. bei neurologischen Erkrankungen, lassen sich ebenfalls mit der Methode behandeln.

Wann wird die sakrale Neuromodulation/Sakralnevenstimulation eingesetzt?

Wenn herkömmliche Therapiemaßnahmen keinen ausreichenden Erfolg gebracht haben, kann mit der sakralen Neuromodulation verloren geglaubte Lebensqualität für die betroffenen Patienten wiedergewonnen werden.

Ablauf sakrale Neuromodulation / Sakralnervenstimulation

Wie wird die sakrale Neuromodulation/Sakralnervenstimulation durchgeführt?

Bei der sakralen Neuromodulation wird eine dünne Elektrode unter Röntgenkontrolle im Bereich des Kreuzbeins an den Sakralnerven implantiert (an peripheren Nerven, nicht am Rückenmark!). Ein Schrittmacher gibt sanfte elektrische Impulse über die Elektrode an die Sakralnerven ab, die die Funktion von Enddarm und Blase kontrollieren.

Die Dauer des operativen Eingriffs zur Sakralnervenstimulation beträgt oft nur 45-60 Minuten. In der Regel wird der Eingriff in Narkose vorgenommen und erfordert einen kurzstationären Krankenhausaufenthalt. Dies ist insbesondere nötig zur korrekten Einstellung des Beckenbodenschrittmachers, der nach Entlassung zunächst während einer 2-4 wöchigen Testphase auf der Haut getragen wird. Diese Möglichkeit, in einer Testphase die Wirksamkeit der sakralen Neuromodulation zu evaluieren, stellt einen besonderen Vorzug der Methode dar.

Die definitive Implantation des Beckenbodenschrittmachers (in der Regel im Fettgewebe des oberen Gesäßbereichs) erfolgt dann in einem zweiten operativen Eingriff. Die Einstellungen des Schrittmachers können vom Arzt jederzeit mit einem speziellen Programmiergerät von außen optimiert werden. Die durchschnittliche Lebensdauer der Batterie des Schrittmachers beträgt bis zu 7 Jahre, ist jedoch stark von den Stimulationsparametern der sakralen Neuromodulation abhängig. Ist die Batterie erschöpft, muss sie in einem kleinen operativen Eingriff ausgetauscht werden.

Schemazeichnung der Elektroden-Implantation (© Medtronic) Schemazeichnung der Elektroden-Implantation (© Medtronic)

Erfolgschancen sakrale Neuromudulation / Sakralnervenstimulation

Wie sind die Erfolgschancen der sakralen Neuromudulation/Sakralnervenstimulation?

Mit der sakralen Neuromodulation sind inzwischen weltweit über 100.000 Patienten behandelt worden. Aus vorliegenden Untersuchungen weiß man, dass je nach Indikation 70-80 % der Patienten mit einem Beckenbodenschrittmacher dauerhaft von der Sakralnervenstimulation profitieren.