Leistenbruch-OP bei Leistenhisternie

Ein diagnostizierte Leisten- oder Schenkelhernie sollte operativ versorgt werden. Die Wahl der Operationsmethode ist individuell zu treffen. Nicht immer ist die „modernste“ Methode (zurzeit endoskopische Versorgung) angezeigt.

Bei Jugendlichen, insbesondere jungen Frauen, ist die endoskopische Versorgung mit Netz nicht unbedingt die beste Wahl.

Patienten mit Voroperationen oder Bestrahlung im Becken sollten besser nicht endoskopisch versorgt werden, ebenso Patienten mit Blutgerinnungsstörungen.

Es gilt also, das jeweils individuell optimale OP-Verfahren zu definieren. Voraussetzung hierzu ist die persönliche Untersuchung und Entscheidungsfindung gemeinsam mit dem Patienten durch einen in offenen und endoskopischen Techniken erfahrenen Operateur.

Endoskopische wie „offene“ Operationsverfahren erfordern eine subtile, gewebeschonende und möglichst blutungsfreie Operationstechnik ohne Zeitdruck.

Bei Rezidiven (wiederaufgetretenen Brüchen) gilt: besser einen anderen Zugangsweg als bei der Erst-OP. D. h., bei einem Rezidiv nach endoskopischer OP ist es oft besser, die Korrektur z. B. durch eine OP nach Lichtenstein vorzunehmen (und umgekehrt!).

Offene OPs

Bei beiden „offenen“ Techniken, der Shouldice-OP und der der Lichtenstein-OP, ist eine minutiöse, blutungsfreie Operationstechnik, teilweise mit Lupenvergößerung erforderlich, um insbesondere die Nerven in der Leiste intraoperativ darzustellen und zu schonen. Dies ist nach eigenen, langjährigen Erfahrungen die beste Voraussetzung, um störende, postoperative Nervenschmerzen in der Leiste zu verhindern.

Shouldice-OP

Bei der Shouldice-OP handelt sich um eine sog. „offene“ Operationstechnik, d. h. der Leistenbruch wird durch einen Schnitt in der Leiste operiert. Der Eingriff ist in örtlicher Betäubung, rückenmarksnaher Anästhesie oder in Narkose möglich. Nach Eröffnung des Leistenkanals, Darstellung und Versorgung eines indirekten/direkten Leistenbruches unter Schonung des Samenstrangs und der Hodengefäße wird die Fascia transversalis, eine oft dünne Sehnenschicht in der Hinterwand des Leistenkanals dargestellt und zwecks Verstärkung durch eine Naht gedoppelt. Leistenkanal, Unterhaut und Haut werden dann schichtweise verschlossen. Noch am Operationstag sind Aufstehen, Essen und Trinken gestattet und erwünscht. Die Operation nach Shouldice ist ambulant durchführbar. Eine Schonung (Sportkarenz) für 2-3 Wochen ist üblich. Die Arbeitsunfähigkeit besteht je nach Tätigkeit für den gleichen Zeitraum.

Lichtenstein-OP

Bei der Lichtenstein-OP handelt es sich um eine „offene“ Operationstechnik zur Behandlung des Leistenbruchs. Der Eingriff ist in örtlicher Betäubung, rückenmarksnaher Anästhesie oder in Narkose möglich. Nach Eröffnung des Leistenkanals wird die direkte oder indirekte Leistenhernie dargestellt und versorgt unter Schonung des Samenstrangs und der Hodengefäße. Die Hinterwand des Leistenkanals wird in der OP nach Lichtenstein (nach einstülpender Naht der Transversalis-Faszie bei direktem Bruch) mit der Auflage und Nahtfixierung eines Polypropylene-Netzes auf die Muskel- und Sehnenschicht der Bauchwand behandelt. Durch diese Verstärkung der Hinterwand des Leistenkanals soll – und kann – das Rezidiv-Risiko (Risiko des Wiederauftretens) eines Leistenbruchs minimiert werden. Leistenkanal, Unterhaut und Haut werden dann schichtweise verschlossen. Noch am Operationstag sind Aufstehen, Essen und Trinken gestattet und erwünscht. Die Operation nach Lichtenstein ist ambulant durchführbar. Eine Schonung (Sportkarenz) für 2-3 Wochen ist üblich. Die Arbeitsunfähigkeit besteht je nach Tätigkeit für den gleichen Zeitraum.

Endoskopische OP

TAPP-Technik

Für die endoskopische Leistenbruch-OP bevorzugen wir die sogenannte TAPP-Technik (Transabdominelle präperitoneale Plastik). Zum einen besteht der Vorteil einer Laparoskopie des Bauchraums (Bauchhöhlenspiegelung) mit Beurteilung der Bauchorgane. Zum anderen bietet sich die TAPP-Technik aufgrund der gewohnten Sicht- und Arbeitsweise in der Bauchhöhle für diejenigen Chirurgen an, die in Laparoskopien und laparoskopischen Operationen geübt sind.

Die TAPP-OP zur endoskopischen Behandlung des Leistenbruchs erfordert eine Narkose. Es werden i. d. R. drei Einstiche in die Bauchdecke (5-10 mm) zur Einführung der Trokare (Instrument, durch das endoskopische Instrumente eingeführt werden) vorgenommen. Kohlensäuregas (CO2) wird zum Anheben der Bauchdecke und zu besseren Darstellung des Bauchraums und der Leiste in den Bauchraum geleitet. Nach Inspektion der Bauchorgane werden die Leistenregion und die Bruchpforte von innen dargestellt. Bei beidseitigen Leistenbrüchen macht die Versorgung beider Brüche im selben Eingriff Sinn und stellt einen Vorteil der laparoskopischen Methode dar.

Das Bauchfell oberhalb der Bruchpforte wird eröffnet, der Bruchsack (bei der indirekten Leistenhernie) von den Hodengefäßen und dem Samenstrang bzw. dem Mutterband gelöst und aus dem Leistenkanal zurückverlagert. Nach vollständiger Freilegung der Bauchwand wird ein großporiges, teilresorbierbares (teilweise auflösbares) Netz zur Abdeckung der Leisten-, Schenkel- und evtl. Obturatorius-Bruchlücke (seltene Bruchform in einer Muskellücke des Beckens) ausgebreitet und mit resorbierbaren Clips oder mit Gewebekleber fixiert. Das Bauchfell wird dann durch eine laparoskopische Naht verschlossen. Im Anschluss werden auch die Trokar-Einstiche verschlossen.

Der Patient kann am Operationstag aufstehen, trinken und essen. Eine ambulante Operation ist möglich, doch meist ist der Verbleib in der Klinik für eine Nacht mit Entlassung am Folgetag nach klinischer und Ultraschalluntersuchung sinnvoll. Der Bedarf an Schmerzmitteln und die Dauer der Schmerzmitteleinnahme sind im Vergleich zu den offenen Leistenbruch-OPs deutlich kürzer, die Rezidivrate (Prozentsatz des Wiederauftretens) ähnlich niedrig. Arbeitsunfähigkeit und Sportkarenz nach der TAPP-OP zur Versorgung der Leistenhernie betragen je nach Tätigkeit 1-2 Wochen.